In persönlichen Gesprächen und bei Diskussionen in Internetforen wird man als „Liebhaber“ der Masten auch öfters mit kritischen Fragen konfrontiert, die hier beantwortet werden sollen:
Frage: Man hört immer wieder, dass die Rettung der Masten mind. 150.000 Euro kosten wird. Wäre es nicht sinnvoller, das Geld in die Jugend zu investieren?
Antwort: Es gibt kein ENTWEDER „Jugend“ ODER „Flutlichterhalt“. Es existiert kein ominöser Topf mit beispielsweise 150.000 Euro, dessen Inhalt entweder an die Jugend oder zum Erhalt der Masten verwendet werden soll. Jedem steht frei, die OFC-Jugend zu unterstützen. Im Gegenteil, viele Unterstützer der Flutlichtmasten spenden auch für die Jugend. Das eine schließt das andere nicht aus. Das Interesse, die Flutlichtmasten zu erhalten, ist auch bei potenziell möglichen Firmenspendern nicht alternativ zum Engagement bei den Kickers zu sehen. Dieses Geld wird entweder dafür gegeben oder eben gar nicht.
Frage: Wir bekommen ein neues Stadion, warum sollen die alten Masten überhaupt erhalten werden?
Antwort:
Weil sie ein Stück „leuchtende Vereinsgeschichte“ sind!
Diese beiden legendären Masten sorgten inzwischen mehr als 42 Jahre für die besondere Flutlichtstimmung am Bieberer Berg. Sie sind fester und unverzichtbarer Teil des „Feeling Bieberer Berg“. Lange galten die Kickers als nahezu unbesiegbar bei Flutlicht. Im Buch zum 75jährigen Vereinsjubiläum der Offenbacher Kickers („Ein Verein wirbt für Offenbach“) heißt es:
„Es gibt eigentlich kaum jemanden, der ein solches Flutlichtspiel schon miterlebt hat und nicht von diesem Fluidum begeistert war. [...] Die Sicht ist besser, die Farben sind kräftiger und die Kontraste deutlicher.
Aber diese „echte Flutlichtstimmung“ bleibt nicht auf die Zuschauer beschränkt. Dieser Funke springt auch auf die Mannschaft über. [...] Es ist fast so, als würde durch das Flutlicht eine „Drosselklappe“ im Mannschaftsgefüge geöffnet.“
Selbst gegen Real Madrid gelang hier ein 2:2.
Frage: Sind solche Debatten „typisch Offenbach“, wie schaut es an anderen Fußballstandorten aus?
Nein, auch wenn der Erhalt der Flutlichmasten dem Bieberer Berg ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hinzufügen würde, so diskutiert man doch auch in anderen Standorten (z.B. Halle und Babelsberg) über die einzigartige Stimmung, die ein Stadion mit Flutlichtmasten auf seine Umgebung ausstrahlt. Oder zum Beispiel Bremen, dort argumentiert die Bremer Faninitiative „Pro Weserstadion“:
„Weil sie die Einzigartigkeit des [...] Stadions symbolisiert und einen Anhaltspunkt bietet, den man aus der ganzen Stadt und darüber hinaus erkennen kann. Weil erhabene Gefühle von Zuhausesein in uns aufsteigen, wenn nach langer Reise endlich die unverkennbaren Masten in Sicht kommen [...]. Weil es jedes Mal auf’s Neue kribbelt, wenn wir bei Abendspielen einen erhellten Fleck über dem [...] Himmel ausmachen [...] und dann beim Anblick der imposanten Szenerie auf einmal ganz sicher sind, dass wir [den Gegner] heute Abend als Verlierer nach Hause schicken. [...] Dabei mögen wir in der Erinnerung vielleicht schon das ein oder andere Tor vergessen haben – das Bild der erhellten Flutlichtmasten hält sich hingegen hartnäckig vor unserem geistigen Auge.
Wir wissen alle sehr wohl, dass unsere Art von Belichtungsanlage überaltert ist, durch im Dach integrierte Scheinwerfer leicht ersetzt werden kann und letztendlich nur als dekoratives Element im umgebauten [...] Stadion dienen würde. Doch sind wir der Meinung, dass das als alleiniger Grund ausreicht. Ob in Schalke, München, Hamburg, Frankfurt, Gladbach oder Köln – im Grunde genommen hebt sich kein Stadion mehr von dem anderen ab. Lässt man auf der Suche nach dem Fußballstadion den Blick über die Skyline der genannten Städte schweifen, hat man zumeist eine niedrige Erfolgsquote. Das neue Mehrzweckarenenallerlei macht eine Unterscheidung zwischen überdimensioniertem Einkaufscenter und Stadion so unmöglich, dass man als Ahnungsloser selbst fünf Meter vor den Drehkreuzen noch der festen Überzeugung ist, sich verlaufen zu haben.
Wir wollen, dass [unser Verein] sich von genau diesem Trend abhebt. An den Masten hängt ein gewaltiger Batzen an Geschichte und Identifikation. [...] Blieben die Flutlichtmasten, dann bliebe auch ein beträchtlicher Teil des Respekts, der dem [...] Stadion entgegengebracht würde. Deshalb – und nicht zuletzt auf Grund der Bewahrung des einzigartigen Images des [Vereins] – haben wir [...] Fans uns für ihren Verbleib eingesetzt. [...]“
Viele Gästefans kommen wegen unseres einzigartigen Stadions zu uns. Die Flutlichtmasten bilden ein Alleinstellungsmerkmal. Dieses lässt sich sicherlich auch zu Vermarktungszwecken wunderbar verwenden. Es erhöht den Wiedererkennungsfaktor des Bieberer Bergs, denn eine Zweimastanlage ist in Deutschland einzigartig!
Frage: Reicht es nicht aus, einen Mast zu erhalten?
Antwort: Nein! Denn es gilt hier nicht nur das Motto „Mit dem Zweiten sieht man besser!“, es geht auch um die Einzigartigkeit unserer Flutlichtanlage. Was das Flutlicht auf dem Bieberer Berg zu etwas Besonderem macht, ist u.a. die Tatsache, dass es sich eben um eine Zweimastanlage handelt.
Erbaut wurde sie 1968 durch die Wiesbadener Firma Richard A. Ott. Die weltweit erste Anlage dieser Art baute die Firma im schweizerischen Biel. Der neuartigen Konstruktion mit nur zwei Masten lag ein Konzept zugrunde, bei dem die natürlichen Lichtverhältnisse durch die Technik wiedergegeben werden sollten. Ein Mast stand für die Sonne als wichtigste Lichtquelle, der zweite symbolisierte das normalerweise vom Himmel reflektierte Nebenlicht. Der internationale Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst (bekannt und berüchtigt durch das „Wembley-Tor“) schwärmte damals: „Ich habe noch nie unter so hervorragenden Lichtverhältnissen gepfiffen.“
Über die Offenbacher Einrichtung, die erste und nun auch letzte Zweimastanlage in Deutschland, schrieb die „BILD“, es handele sich um das „hellste Flutlicht der Welt“.
Von daher sollten beide Masten erhalten bleiben!
Frage: Was nützen funktionslose Masten?
Antwort: Das Bestreben der IGS ist es natürlich, dass die Masten an Spieltagen auch leuchten. Niemand will Flutlichtmasten ohne Licht!
An Spieltagen sind die Flutlichtmasten die „Leuchttürme“, die uns allen den Weg zum Stadion weisen. Sie sind weit über die Stadtgrenzen Offenbachs hinaus sichtbar. Aus manchem Fenster in der Nachbarstadt hat man sie im Blick und wird daran erinnert, dass es im nahen Offenbach das personifizierte Gegenmodell zum – nicht nur – mit Landesmitteln stets gesponserten Commerzbank-Club gibt. Die Flutlichtmasten sind zu einem, wenn nicht zu DEM Wahrzeichen des letzten Jahrhunderts der Stadt Offenbach geworden. Neben dem viel älteren Büsingpalais und dem Isenburger Schloss gibt es in Offenbach nichts Vergleichbares. Sie stehen auf Offenbachs höchster natürlicher Erhebung und markieren so schon von weitem, wo das Offenbacher Herz schlägt – auf dem Bieberer Berg, dort trägt DAS Aushängeschild der Stadt seine Spiele aus.“
Frage: Für den Unterhalt und den Betrieb der Masten fallen doch weitere Kosten an, oder?
Antwort: Das ist richtig. Es gibt aber auch Finanzierungsmöglichkeiten, als Beispiel sei hier nur die Vermietung an Mobilfunkunternehmen für deren Antennen genannt. Diesbezüglich haben wir dem Stadionbetreiber auch schon aktiv zugearbeitet. Zudem stellt ein regelmäßiger Wartungsvertrag eine überschaubare Summe dar. Auch eine Aufnahme in die Route der Industriekultur wäre denkbar.
Im Übrigen sind wir mit unserer Liebe zu den Flutlichtmasten nicht allein, wie ein Blick auf die folgenden Webseiten verrät:
http://www.pro-karli.de/
http://www.pro-flutlichtmasten.de/
http://www.pro-weserstadion.de